9punkt - Die Debattenrundschau - Archiv

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9punkt - Die Debattenrundschau vom 04.05.2024 - Medien

Der Medienprofessor Stephan Weichert hält es in der SZ mit dem US-Journalisten Jim VandeHei, Gründer des hochprofitablen Poitikmediums Axios, und plädiert für handgemachten Journalismus. Ganz ohne KI wird es aber nicht gehen: "Während einige Berufsrollen in den Redaktionen durch den zunehmenden KI-Einsatz früher oder später aussterben, hat etwa die Washington Post ein neues Tätigkeitsfeld erfunden. Seit Kurzem beschäftigt sie Phoebe Connelly als 'leitende Redakteurin für KI-Strategie und KI-Innovation'. Connelly ist so etwas wie der erste KI-Watchdog der Branche: Ihr Hauptjob ist es laut Washington Post zu überwachen, wie die hohen Standards der Zeitung mithilfe oder vielmehr: trotz des Einsatzes von KI auf allen redaktionellen Ebenen gewahrt bleiben können."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 03.05.2024 - Medien

Die taz bringt zusammenen mit "Reportern ohne Grenzen" eine Beilage zum Tag der Pressefreiheit (Editorial). Unter anderem interviewt Sandra Rosas die mexikanische Investigativjournalistin Teresa Montaño, die zu staatlicher Korruption ermittelt und erzählt, wie sie entführt wurde, wieder freikam und vor allem, wie ihr ihre Unterlagen und ihr Handy mit allen Kontaktnummern gestohlen wurden, so dass sie völlig neu anfangen musste. Und wer staatlich verfolgt werde, könne eigentlich "nirgendwo hingehen, ich ziehe ständig von Ort zu Ort. Meine Entführung wurde nie aufgeklärt, es wurde nie jemand festgenommen. Die Entführer haben mir selbst gesagt, dass sie mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Ich glaube das, denn es gab kein Interesse, den Fall aufzuklären. Die Entführer bedrohten mich mit dem Tod, ich sollte absolut sicher sein, dass sie mich holen würden. Deshalb ziehe ich ständig um."
Stichwörter: Mexiko, Pressefreiheit

9punkt - Die Debattenrundschau vom 30.04.2024 - Medien

In einem offenen Brief in The Free Press hatte Uri Berliner, seit 25 Jahren Redakteur bei National Public Radio (NPR), den "woken anwaltschaftlichen Journalismus" des öffentlichen Rundfunks kritisiert, schreibt Marc Neumann, der in der NZZ befürchtet, dass das Programm des Senders unter der neuen Chefin Katherine Maher noch extremer wird: "Die ehemalige Stiftungsdirektorin der Wikimedia Foundation (...) hatte vorher noch nie im Journalismus gearbeitet. Nun hat der rechtskonservative Aktivist Christopher Rufo das X-Konto (vormals Twitter) von Maher durchforstet. Ihre Posts sind eine Fundgrube progressiv-absurden, tugendhaften Denkens. So gibt es für Katherine Maher viele verschiedene Wahrheiten. Die verfassungsmäßig zugesicherte Redefreiheit, die Grundlage für die journalistische Arbeit, ist für sie ein Problem, da sie auch Desinformation zulasse (…) Dann wieder hat Maher die Wahrheit gepachtet: Hillary Clinton etwa soll nicht von 'Buben und Mädchen' sprechen, da dies nonbinäre Menschen ausradiere. Am Martin-Luther-King-Feiertag stimmte Maher dem Autor Ta-Nehisi Coates zu, für den Amerika auf der 'Plünderung Schwarzer' gegründet ist, weshalb dem Land Reparationszahlungen gut anstünden."

Auf den Medienseiten der SZ plädiert Nils Minkmar dafür, Vertreter rechtsextremer Parteien nicht mehr in öffentlich-rechtliche Talkshows einzuladen: "Eine Talkshow ist kein Ort der Wahrheitsfindung, sondern der Repräsentation. Fernsehen ist ein Forum, aber eben auch immer Schaufenster. Was hier geboten wird, ist, wenn es nicht explizit ausgeschlossen wird, zur Nachahmung empfohlen."
Stichwörter: Npr, Wokeness, Maher, Katherine

9punkt - Die Debattenrundschau vom 29.04.2024 - Medien

Der Rundfunkbeitrag soll nicht erhöht werden, aber die Öffentlich-Rechtlichen sollten dafür klagen, findet Claudia Tieschky in der SZ. Ist die Klage erfolgreich, müssten sich nämlich die eigentlichen Verantwortlichen für die Krise des ÖRR erneut Gedanken machen: Und das seien die Bundesländer. "Es ist wirklich nicht so kompliziert. Die Länder könnten, wie gesagt, als Gesetzgeber jederzeit die Zahl der Sender in Deutschland halbieren - das würde den Beitrag senken. Das tun sie nicht. Medienpolitik braucht Einstimmigkeit, und irgendwer hat immer Standortinteressen. Was sie tun, aber nach allen Regeln der Rechtsstaatlichkeit nicht dürfen: jahrelang nichts ändern, sich darüber ärgern, zur Strafe das eigene Rundfunkmodell nicht finanzieren - und das als energische Politik verkaufen."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 26.04.2024 - Medien

Am Freitag wird zum 60. Mal der Grimme-Preis vergeben, der Grimme Online Award, mit dem im Jahr 2003 auch der Perlentaucher ausgezeichnet wurde, fällt hingegen aus Kostengründen weg, berichtet Harald Hordych in der SZ. Beim Institut in Marl erfuhr man dies allerdings erst vor zwei Tagen. "Zur Erinnerung: Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2023 war das Institut in eine schwere finanzielle Krise geraten. Drei Millionen Euro beträgt der reguläre Etat. 323.000 Euro mehr hatte das Institut ausgegeben. Das Minus zog einen monatelangen Nervenkrieg nach sich, in dem es darum ging, ob die finanziellen Probleme nur durch einen massiven Personalabbau und rigides Sparen an den Leistungen künftig behoben werden können."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 23.04.2024 - Medien

Die Hamburger Morgenpost erscheint nur noch einmal die Woche gedruckt, ansonsten online, meldet der Wirtschaftspublizist Hermannus Pfeiffer mit Bedauern in der FR, der näheres von Chefredakteur Maik Koltermann erfährt: "Das neue Kapitel, welches der Verlag am 12. April aufschlug, wurde getrieben von stetig gestiegenen Pro-Stück-Kosten für die Erstellung und den Vertrieb der täglichen Printausgabe, erklärt Koltermann und verweist stattdessen auf mopo.de. Dort liegen viele Artikel hinter einer Bezahlschranke. Online würden sich bis zu 450 000 Menschen täglich über die aktuelle News-Lage informieren - das neue, 104 Seiten starke Wochen-Mopo-Format sei die optimale Ergänzung zu diesem Digitalangebot, versichert Koltermann. Die Ergänzung kostet mich bei meinem Zeitungshöker 4,80 Euro. Eine andere Mopo-Welt, welche auf einen Teil der etwa 100 Beschäftigten in Verlag und Redaktion verzichten wird. Ein weiterer Schlag für den Printstandort Hamburg, nach dem Zusammenschluss der Kölner Bertelsmann-Tochtergesellschaft RTL Deutschland mit der Hamburger Verlagsikone Gruner + Jahr."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 22.04.2024 - Medien

Das "World Press Photo" wird durch eine niederländische Stiftung ausgewählt. In diesem Jahr wird wie so oft bei prämierten Pressefotos eine trauernde Frau gezeigt, die ein totes Kind in einem Leichentuch im Arm hält - es handelt sich um eine Szene aus Gaza. Thomas Schmid wertet den Preis in der Welt (und in seinem Blog) als "die Indienstnahme eines Moments großer Trauer für eine im Grunde politische Aussage", also die Instrumentalisierung palästinensischen Leids, um Hass auf Israel zu schüren. "Zu einem Skandal wird die diesjährige World-Press-Photo-Award-Veranstaltung aber durch ein Fehlen, eine Unterlassung, eine Leerstelle. Es passierte im vergangenen Jahr viel Furchtbares, das durch Fotografien festgehalten werden sollte. Zu diesem Furchtbaren gehörte auch die Hamas-Mordaktion vom 7. Oktober 2023. ... Und anders als beim Holocaust waren die Täter keineswegs bemüht, ihr Morden vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Sie wollten die Welt teilhaben lassen an ihrem Wüten. Sie filmten, sie dokumentierten ihre Taten und stellten sie ins Netz. Noch Tage wie Wochen später waren die Spuren dieser Mordaktion zu sehen und zu besichtigen: Blut, Leichenteile, zerstörte Wohnungen, verwaiste Dreiräder. Viele Fotografen haben sie dokumentiert. Doch die Stiftung 'World Press Photo' hielt keine dieser Aufnahmen einer Anerkennung für würdig. Die Hamas-Morde kommen in dieser ästhetisierenden parteiischen Foto-Welt einfach nicht vor." (Anm. d.Red: Ein Foto vom 7. Obktober wurde doch in die Auswahl des Award aufgenommen, siehe Leserkommentar unten.)

Außerdem: In der taz berichtet Wilfried Urbe über sehr viel Ärger im Kölner Zeitungs- und Verlagshaus Dumont, gerade hat die Belegschaft ihren siebten Warnstreik in diesem Jahr beendet.

9punkt - Die Debattenrundschau vom 17.04.2024 - Medien

In der FAZ rechnet Helmut Hartung vor, was die Sanierung der Immobilien der Öffentlich-Rechtlichen kosten soll: "Die Sanierung der Deutschlandradio-Standorte in Köln und Berlin für 356,3 Millionen Euro ist nur die Spitze des intransparenten Immobilienberges, den die öffentlich-rechtlichen Sender auf Kosten der Beitragszahler sanieren oder erweitern lassen. Insgesamt haben der Bayerische Rundfunk, der NDR, der SWR, der WDR, das ZDF und das Deutschlandradio laut 24. KEF-Bericht Großinvestitionen von insgesamt 770,2 Millionen Euro angemeldet. (…) Zu den fragwürdigen Investitionen gehört auch die Sanierung des Kölner Filmhauses des WDR." Die Finanzkommission KEF fordert entsprechend ein besseres Immobilienmanagement: "In einem sofortigen Quickcheck soll unter anderem die Schaffung vollständiger Datengrundlagen, eine Potentialabschätzung sowie die Entwicklung von Handlungsalternativen erfolgen. Alle Rundfunkanstalten müssen bis Ende dieses Jahres eine einsparorientierte Immobilienstrategie erarbeiten, die den Flächenbedarf sowie eine Planung der Flächenbedarfsdeckung enthält."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 15.04.2024 - Medien

Auf Twitter polarisiert "Tagesthemen"-Anchorman Ingo Zamperoni wegen seiner Anmoderation zum iranischen Angriff auf Israel

Doch nicht nur Ingo Zamperoni steht nun massiv in der Kritik, schreibt Kurt Sagatz im Tagesspiegel. Auch ARD und ZDF werden dafür kritisiert, nicht von ihrem normalen Programm, "Wer weiß denn sowas XXL" und "Das aktuelle Sportstudio", abgewichen zu sein, hieß es Samstagabend laut Sagatz bei X. "'Deutsche Nachrichtenlandschaft geht weiter nach Plan, weder ntv, Welt24 noch ARD/ZDF interessieren sich für den Angriff des Iran. Bestenfalls unten im Ticker. Man muss BBC oder CNN schauen, um über die aktuelle Lage Infos zu bekommen', bemängelt ein anderer Nutzer, der mit seiner Kritik nicht allein dasteht."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 10.04.2024 - Medien

Die vom SWR entlassene Moderatorin Helen Fares (unser Resümee) hat auf Instagram ein Statement zu ihrer Kündigung abgegeben, so Susanne Lenz in der Berliner Zeitung, in dem sie behauptet, der Grund für ihre Kündigung seien rechte Stimmen beim Sender. Sie verteidigt ihre Haltung zu Israel und ihre Nutzung der App "No Thanks": "Eines wolle sie klarstellen: 'Wir sind nicht antisemitisch, weil wir Produkte boykottieren, mit denen ein Land unterstützt wird, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Völkermords verantworten muss', sagt Helen Fares. Israel habe in Gaza Zehntausende 'abgeschlachtet'. Dass Hamas-Terroristen Israelis vergewaltigt und brutal ermordet haben, davon ist bei ihr nicht die Rede. Sie verteidigt den Boykott als übliche Protestform."
Stichwörter: Hamas